Singen – nur eine Frage des Talents?
Immer wieder stellen mir Menschen die Frage, ob sie genügend Talent zum Singen haben und ob es überhaupt etwas bringt Unterricht zu nehmen. Diese beiden Fragen sind nicht ganz einfach zu beantworten.
Sicherlich, es gibt leider wirklich Menschen, die nicht singen lernen können, weil ihre Gehirne unterschiedliche Tonhöhen nicht wahrnehmen bzw. zuordnen können oder weil sie keinerlei Körperwahrnehmung haben. Dieser Fall ist allerdings sehr, sehr selten und mir in der Praxis so gut wie nie untergekommen.
Wenn die Stimme allerdings als zu klein, zu leise, zu schrill, zu unsauber, zu unbeweglich oder zu zittrig wahrgenommen wird, so lässt sich das in der Regel mit entsprechenden Übungen, Zeit, Geduld und Arbeit beheben. Ebenso kann jede(r) ohne die oben genannten Probleme lernen, frei zu singen, zu interpretieren und zu improvisieren und auch das Rhythmusgefühl lässt sich verbessern.
Die Frage ist eher:
Welches Ziel habe ich? Will ich mich beim Karaoke nicht blamieren, Chorsänger werden, als Solist auftreten, Musik studieren?
Wie wichtig ist mir mein angestrebtes Ziel? Und damit verbunden: wieviel Zeit, Kraft und eventuell auch Geld möchte ich darin investieren, dieses Ziel zu erreichen? Denn wie meine Oma so schön sagte: von nix kommt nix. Auch wenn Singen viel einfacher ist, als wir uns häufig vorstellen (dazu in einem anderen Blogeintrag mehr), so erfordert Lernen und Umlernen doch Zeit, Konzentration, Regelmäßigkeit.
Muskeln brauchen Training und Zeit zum Wachsen. Gewohnheiten müssen abtrainiert, neue Gewohnheiten eintrainiert werden. (Tipps zum effektiven Üben kommen übrigens auch in einem der folgenden Blogeinträge).
So oder so gilt: jeder hat seine eigenen Berge zu besteigen, d.h. jeder hat an unterschiedlichen Stellen Probleme. Manchem wird der eine oder andere Bereich leichter fallen, aber insgesamt kommt der/die Fleißige weiter als jemand, der sich nur auf sein Talent verlässt.