Seit langem schreibt Misha neben ihrem englischen Jazzrepertoire auch deutschsprachige Lieder und Musicals. Nun hat sie sich einen Traum erfüllt: sie hat diese größtenteils nie veröffentlichte Material durchgesehen, überarbeitet, einige neue hinzugefügt und zu ihrem ersten Soloprogramm zusammengefasst.
Singend und sich am Klavier begleitend erzählt sie Lebensgeschichten aus einem typisch weiblichen Blickwinkel: humorvoll, melancholisch und bittersüß malt sie Tonbilder von alltäglichen Situationen, die so zu kostbaren Schmuckstücken werden. Der Blick einer jungen Mutter auf ihr Kind oder der der alten vereinsamten Dame aus dem Fenster, der tägliche Kampf einer Alleinstehenden und das Geschenk alter Liebe und Freundschaft sind ebenso ihre Sujets wie das Wetter, Trauer und der zum Scheitern verurteilte Versuch, Ordnung in sein Leben zu bringen.
Ihr Stil ist eklektisch. Sie bedient sich sowohl beim Jazz als auch bei der Klassik und beim Chanson und strickt daraus ihre eigene emotionale Klangwelt. So lädt sie die Zuhörer ein, sich gleichermaßen zu verlieren wie zu finden, vor allem aber zu genießen.
Aus einem Kommentar von Hendrik Jung zum Debütkonzert in Taunusstein Wehen erschienen im Wiesbadener Kurier am 26.3.2019:
... Manchmal legte Misha einfach einen knackigen, wortlosen Scat-Gesang über ihr ausdrucksstarkes Klavierspiel, manchmal wählte sie einen chansonesken Sprechgesang. Etwa bei dem bluesigen „Treppauf-Treppab“, bei dem sie die Geschichte einer alleinerziehenden Mutter erzählte. „Das Kinderlachen ist ihr Lohn“, beschrieb sie mit glockig-jazziger Stimme deren wirtschaftliche Situation. Gekonnt spielte sie hier beim Intonieren der Titelzeile mit dem rhythmischen Klang der Wortkombination, verzichtete an anderer Stelle aber auch mal lautmalerisch darauf, ihre Gefühle in Text zu gießen.
Trivial war es nie, was sie zu erzählen hatte. Mit scharfer Reibung gelang ihr die packende Schilderung einer Trennung, die Mutter und Kind in die Ferne treibt, in dem Stück „Sie sieht ihn an“. „Alles ist fremd, nicht nur Sprache trennt, wir sind hier nicht zu Haus“, brachte Misha die Situation in kurzen Worten auf den Punkt. Zerbrechlich und verloren ihre Schilderung des leeren Hauses, aus dem die Kinder ausgezogen sind. Alle ihre Stücke regten zum Nachdenken an, manche aber auch zum Schmunzeln. Etwa wenn sie in „Reich beschenkt“ Dinge benennt, die ihr wichtig sind: „Die rote Kuscheldecke macht mich immer froh, das alte Sofa mit der Kuhle, passend für den Po.“ Obwohl Misha bereits auf eine lange Karriere zurückblickt, handelte es sich für sie um eine Premiere. „Es ist ein Traum, der für mich wahr wird. Ich habe in meinem Leben noch nie ein Solo-Konzert gemacht“, erklärte sie dem begeisterten Publikum. Dass sie jetzt seit einem Jahr in Taunusstein lebt, ist ein Geschenk. Darf man doch darauf hoffen, in Zukunft in der Region noch mehr Konzerte mit ihr zu erleben.